Montag, 3. April 2017

 „Man wird an vieles erinnert“

Sakrale Gegenstände lagerten oft viele Jahre auf dem Dachboden

CAPELLE. Kreuze und Heiligenbilder schmückten früher jeden Raum. Irgendwann wanderten sie in Pappkartons ins optische Abseits.

 an vieles erinnert“

Den Schritt zur Entsorgung haben zum Glück nicht viele Besitzer sakraler Volkskunstwerke gewagt, sonst hätte die Ausstellung „Sakrale Volkskunst – mit der Kunst durchs Leben“ des Heimatvereins Nordkirchen im Heimathaus Capelle nicht in dieser Fülle stattfinden können.

Ludger Hanke, stellvertretender Vereinsvorsitzender, hatte dazu den Diplom-Theologen Tobis Schrörs aus Xanten als Berater ins Boot holen können. Schrörs konnte einige Exponate zur Ausstellung beisteuern. Herzstück seiner Leihgaben waren die geistlichen Gewänder seines väterlichen Freundes Alois Schröer, der als Priester und Kirchenhistoriker 2002 in Münster starb.

Viele Leihgaben

Auch Martha Lammers hatte Leihgaben in die Ausstellung gegeben, darunter vier Kreuze, drei Rosenkränze und ein Lämpchen, das beim Tod eines Angehörigen angezündet wurde. „Eine Tante von mir hatte engen Kontakt zu den Schwestern in Selm. Von ihnen hat sie diese sakralen Dinge bekommen. Für die Ausstellung haben wir diese Dinge aus Kartons herausgeholt. Man wird an vieles erinnert von früher.“ Daran erinnerte auch Hubert Kersting, Vorsitzender des Heimatvereins, bei der Eröffnung der Ausstellung: „Meine Oma hatte immer einen Rosenkranz in der Tasche. Es war Standardpflicht, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Als Kinder haben wir Messe gespielt. Jeder durfte einmal Priester spielen am selbst gebauten Altar.“ Bürgermeister Dietmar Bergmann lobte das ehrenamtliche Engagement, das die Ausstellung erst ermöglicht hat. Pastor Gregor Wolters freute sich über die Eröffnung der Ausstellung, in die Leihgaben aus Süd- und Nordkirchen und aus Capelle eingeflossen sind.

„Keine Sensationen“

„Ich erwarte keine echte Sensation. Ich erwarte etwas, was ich irgendwann und irgendwo schon mal gesehen habe. Warum sind diese Dinge nicht schon längst im Müll gelandet? Weil sie den Menschen immer noch heilig sind“, so Wolters.

Eine weitere Überraschung hatte die Vernissage ebenfalls noch bereit. Herausgeber Prof. Reimund Haas aus Köln stellte das Buch von Tobias Schrörs vor, das gerade in der Reihe der Forschungen zur Volkskunde (Heft 64) erschienen ist. Hinter dem Titel „Bau und Ausstattung westfälischer Kirchen als Zeugnisse der Volksfrömmigkeit“ verbirgt sich auch eine intensive Beschäftigung mit den Kirchen in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle.

Elvira Meisel-Kemper

Die Ausstellung ist bis zum 3. Mai zu sehen.

Öffnungszeiten sind Mi 17-19 Uhr, Sa 15-19 Uhr, So 11-18 Uhr, Ostermontag 11-18 Uhr, 1. Mai 11-18 Uhr und nach Vereinbarung unter (02596/1360).